Eine Frau steht mit einer VR-Brille in der Leonhardsvorstadt und lässt sich von einem Mann die Anwendung erklären, im Hintergrund die Leonhardskirche

Streetmoves4iCity: Field Trip und Soundwalk bei der Urban-Future-Konferenz

23. Juni 2023

Im Rahmen der Urban Future Konferenz – einer der wichtigsten Konferenzen für nachhaltige Städte in Europa - veranstalteten Forscherinnen und Forscher des iCity-Teilprojekts Streetmoves4iCity am 23. Juni einen Field Trip mit 12 Teilnehmenden in der Leonhardsvorstadt / Stuttgart. Ziel dieses Field Trips war es, den Teilnehmenden einen Einblick in mögliche Szenarien zur Reduzierung von Autoverkehr und -lärm sowie zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität in diesem Quartier zu geben. Die Forschungspartnerschaft iCity wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit rund 10 Mio. € im Rahmen der Fördermaßnahme „Starke Fachhochschulen – Impuls für die Region“ (FH-Impuls) gefördert.

Auf einem Weg von Altstadtkern durch beispielhaften, neuartigen Straßentyp und innerstädtische Bundesstraße wurde der räumlich-programmatische Umgang mit Verkehr in Stuttgart gezeigt und diskutiert. Die Fallstudie Leonhardsplatz wurde hierbei eingeordnet, um den status quo als Grundlage von Experimenten offenzulegen.

Das Team der Wirtschaftspsychologie versetzte die Teilnehmenden mit Hilfe von Virtual, Mixed und Augmented Reality in drei unterschiedliche Szenarien, welche die Auswirkungen einer Reduzierung des Autoverkehrs erlebbar machen sollten. Im Anschluss wurde mittels einer kurzen Befragung evaluiert, welche der genutzten Technologien es den Teilnehmenden am ehesten ermöglichte, sich in die zukünftige Situation hineinzuversetzen. 
Im ersten Szenario (Virtual Reality) sahen die Teilnehmenden ein 360 Grad-Video einer umgestalteten verkehrsberuhigten Straße in Mannheim. Sie konnten sich in der Umgebung in alle Richtungen drehen und die Straße so aus unterschiedlichen Perspektiven wahrnehmen. Das zweite Szenario (Virtual Reality) zeigte den umgestalteten Leonhardsplatz als programmierte Umgebung. Hier wurde gezeigt, wie dieser Platz mit mehr Grünflächen aussehen könnte. Die Teilnehmenden konnten sich in der virtuellen Welt mit Hilfe eines Joysticks frei bewegen. Im dritten Szenario (Mixed Reality) versammelten sich die Teilnehmenden direkt auf dem Leonhardsplatz und sahen durch die AR-Brille die reale Umgebung, die stellenweise durch virtuelle Elemente überblendet wurde. Die Überblendungen zeigten ebenfalls den Platz mit mehr Grünflächen und Sitzgelegenheiten. Die technische Entwicklung dieser Augmented Reality, insbesondere räumlich korrekte Einblendung der virtuellen Umgebung, die teilweise durch reale Objekte verdeckt werden, erfolgte durch das Geoinformatik-Team im Streetmoves4iCity-Projekt.
Das dritte Szenario wurde von den meisten Teilnehmenden am immersivsten wahrgenommen, d.h. hier konnten sie sich am besten in die Situation hineinversetzen.

Die akustischen Aspekte wurden vom Team der Bauphysik beleuchtet. Die Teilnehmenden erlebten auf dem kurzen Weg vom Treffpunkt Hans-im-Glück-Brunnen über die Eberhardstraße und die Hauptstätter Straße (B14) zum Leonhardsplatz ganz unterschiedliche akustische Szenarien der Stadt. Hierbei wurde das Konzept „Soundwalk“ vorgestellt. Durch entsprechende Hinweise rückten auf dem Spaziergang die sonst nur peripher wahrgenommen Geräusche zumindest zeitweise in den Mittelpunkt der Wahrnehmung. Während am Hans-im-Glück-Brunnen (Fußgängerzone) Baulärm vorherrschte, war es in der Eberhardstraße (Fahrradstraße) angenehm ruhig. Beim Weiterweg durch eine kleine Fußgängerzone zur Hauptstätter Straße dominierte dann dort der Verkehrslärm. Am Leonhardsplatz selbst ist der Verkehrslärm der Hauptstätter Straße durch die Leonhardskirche etwas abgeschirmt. Der dort vorhandene Verkehr (Parkplatzsuche, Lieferverkehr) führt dann beim Aufenthalt beispielsweise bei Gesprächen zu kurzfristigen Störungen. Am Leonhardsplatz wurden mit den Teilnehmenden eine Befragung zur akustischen Wahrnehmung der dortigen Umgebung durchgeführt. Mit einer akustischen Kamera konnte den Teilnehmenden gezeigt werden, wie Schallquellen (in der Regel vorbeifahrende Fahrzeuge) lokalisiert und deren Geräusch visualisiert werden können. Die akustische Kamera nutzt dabei die Messergebnisse einer Vielzahl von nebeneinander angeordneten Mikrofonen zum Lokalisieren von Schallquellen und stellt die Ergebnisse als akustisches Video dar.
Für die Mehrzahl der Teilnehmenden waren vor allem die Verkehrsgeräusche der direkt auf dem Leonhardsplatz vorbeifahrenden Fahrzeuge störend, da hierdurch Gespräche unterbrochen bzw. die Sprachverständlichkeit deutlich vermindert wurde.

 

Alfakhori, M.; Sardi Barzallo, J.S.; Coors, V. Occlusion Handling for Mobile AR Applications in Indoor and Outdoor Scenarios. Sensors 2023, 23, 4245.

Veröffentlichungsdatum: 09. August 2023